Informationen
Story
Als eine russische Familie gerade gemeinsam ihr Essen zu sich nimmt, hört der Vater ein Auto aus der Ferne heranfahren, was in der weitläufigen Einöde nicht jeden Tag vorkommt. Das Vehikel hält überraschenderweise direkt vor dem einsamen Haus. Als der Vater, mit der Flinte im Anschlag, die Lage sondiert, findet er eine tote Frau am Steuer und zwei lebende Babys auf dem Beifahrersitz.
Etwa 40 Jahre später hat die Amerikanerin Marie endlich herausgefunden, wo sie herstammt. Sie hat erfahren, wo ihre Geburtsstätte ist und macht sich auf den Weg nach Russland. Ihre leiblichen Eltern hat sie nie kennen gelernt, da sie bereits früh adoptiert wurde. Inmitten der Einöde Russlands ist es nun: Ein heruntergekommenes Haus, welches keinen Pfifferling wert ist. Aber es hat emotionale Werte für die Frau in den besten Jahren. Der Fahrer, der Marie zu ihrer Destination gebracht hat, verschwindet plötzlich und sie sieht bald eine Frau, die ihr einen unglaublichen Schrecken einjagt. Die Frau, die Marie verdammt ähnlich sieht, ist genau so schnell wieder verschwunden, wie sie aufgetaucht ist. Trotzdem ist die verstörte Frau voller Panik, versucht im Dunkel zu flüchten, stürzt dabei und ertrinkt fast in einem Fluss.
Als sie aus ihrer Ohnmacht erwacht, befindet sie sich wieder in dem Haus ihrer Eltern. Ein Fremder hat sie gerettet. Doch anstatt ihm zu danken, versucht Marie den Mann zu erschlagen und zu flüchten. Doch die Flucht gelingt nur temporär. Dem Fremden gelingt es das Vertrauen der Frau zu gewinnen und bald stellt sich heraus, dass die beiden Zwillinge sind. Doch ihre Gemeinsamkeit bringt den beiden keinerlei Vorteile. Es scheint, als sei das Haus und zwei seltsame Personen gegen sie. Ein Spiel auf Leben und Tod beginnt, was die Geschwister allerdings nicht gewinnen können…
Kritik
Das Horror-Filme nicht immer nach Stereotypen funktionieren müssen, zeigt der spanische Regisseur Nacho Cerdà im Film "The Abandoned" auf eine Eindruckvolle Art und Weise. "The Abandoned" zeigt etwas, was so noch nicht da war und das ist ja nicht gerade die Regel in einem Sub-Genre, dass von der Kopie lebt. Und dabei fängt alles wie gewohnt an: Nach einer kurzen Eingangssequenz, die sehr atmosphärisch und spannend ist, kann man die Protagonistin bei der vergeblichen Bewältigung eines kleinen Kindheitstraumas beobachten. Um herauszufinden wo sie herkommt, muss sie in die Fremde. Dort wird sie erst ruppig behandelt und fährt dann (als es endlich dunkel wird…) mit einem Unbekannten in die Einöde um ein verlassenes Haus zu besuchen. Also wirklich nichts Neues, was einem hier geboten wird. Aber das ändert sich.
Cerdà versteht es unheimlich gut, das Gefühl von Einsamkeit zu vermitteln. Nachdem ihr Begleiter weg ist, muss unsere Hauptdarstellerin alleine durch die dunkle, russische Nacht kämpfen. Da kommt es wiederum zu gewaltigen Spannungsschüben, genügend Schocks und einer beklemmenden Atmosphäre. Horror pur also. Als dann auch noch ein fremder Mann auftaucht, der sich als Zwillingsbruder entpuppt und man langsam aber sicher erahnen kann, worum es in "The Abandoned" geht, kann man sich dem Bann des Films nicht mehr entziehen.
Die Dunkelheit, der Regen, der unheimliche Wald und nicht zuletzt die sehr gut gewählten Kulissen erzeugen eine beklemmende Horror-Stimmung. Dazu werden Farbfilter eingesetzt und wird exelend mit dem Licht gearbeitet, sodass auch die Optik zur Beklemmung beiträgt. Auch in Sachen Soundkulisse hat sich der Regisseur offensichtlich Gedanken gemacht. Der Film kommt zwar nicht mit einem fulminanten Soundtrack daher, es werden im Film aber immer wieder verstörende Geräusche eingefügt, die sowohl die Spannung, die Atmosphäre und den Grusel-Faktor intelligent verstärken. Auf heftige Spezialeffekt-Einlagen wurde allerdings fast gänzlich verzichtet, es gibt nur einiges an Ekelszenen zu beobachten, die es dann aber in sich haben. Als intelligent kann man eigentlich auch die Ganze Inszenierung betrachten. Es gibt immer etwas zu sehen, zahlreiche Tempowechsel und eigentlich keine Längen. Die Dialoge werden auf das begrenzt, was notwendig ist. Dies führt natürlich auch dazu, dass keine ausreichende Charakterisierung möglich ist, was in diesem Streifen aber nur wenig, ja sogar gar nicht, stört. Den Schauspielern kommt das entgegen. Sie sind allesamt weniger bekannte Gesichter und Namen. Das müssen sie aber auch nicht sein, denn sie spielen ausreichend gut und lassen sich offensichtlich von der Atmosphäre des Films tragen.
Auch wenn einige Fragen offen bleiben, "The Abandoned – Die Verlassenen" kann von vorne bis hinten glänzend unterhalten und ist sicherlich einer der besten Horror-Filme der letzten Jahre. Mit einer simplen, besonderen Geschichte und ganz viel Atmosphäre bietet Regisseur Nacho Cerdà dem geneigten Betrachter einen Einblick in sein Können und es bleibt zu hoffen, dass man bald mehr von dem talentierten Spanier zu sehen bekommt.
DVD
Für die Besprechung der DVD lag der Redaktion lediglich die Presse-Ausgabe vor, die, verständlicherweise, sowohl in der Bild- als auch Tonqualität gemindert wurde. Da es in der Regel nur technisch Gutes aus dem Hause E-M-S gibt, kann man sicher davon ausgehen, dass sich auch bei "The Abandoned" um eine DVD in Spitzenqualität handelt.
Auf der Verkaufsversion der DVD befinden sich nach Angabe des Herstellers folgende Extras:
– Making of
– Originaltrailer
– Bildergalerie
Ähnlicher Film:
- The Others
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